Schlagwörter
driving range, Etikette, Golfplatz, Jugend, Musik, Nachwuchs, Regeln, Speedgolf, Turnier
Ich versuche zwar seit nunmehr 1,5 Jahren mit diesem Blog der Meinung entgegenzuwirken, aber – auch wenn es viele Golfer einfach nicht wahrhaben wollen – Golf ist uncool!
Golf wird von älteren Herrschaften gespielt, gilt als wenig sportlich, als langsam, als überteuert, als steif, mit viel zu vielen Regeln versehen und damit man die Kugel ordentlich trifft, muss man sich sehr konzentrieren. Für junge Leute sind diese Ausgangspunkt halt nicht wirklich anziehend. Dann gehts noch darum, welche Kinder am Golfplatz zu finden sind: Den Golfsport erlernen halt oftmals nur die Hotelliers-, Lehrer- und Ärztekinder. Ich nehme mich als Sohn eines Rechtsanwalts hier nicht mal aus, denn meine Eltern haben mir im zarten Alter von 16 meine Golfausbildung finanziert, auch wenn ich nach der erfolgreichen Platzreifeprüfung 20 Jahre lang keinen Schläger mehr angelangt habe. Die 20jährige Pause habe ich eingelegt, weil für mich Golf einfach nichts reizvolles hatte. Den Virus, dem ich zugegebenermaßen inzwischen erlegen bin, habe ich erst mit 36 bekommen. Aber mit 36 ist man halt nimma jugendlich und hoffnungsvolles Nachwuchstalent ist man da schon lange keines mehr.
Es mag durchaus Ausnahmen geben, aber die Kinder der Lehrer, Politiker, Anwälte, Hotelliers, Ärzte usw. sind schon immer etwas anders gewesen. Die meisten werden aufs Gymnasium geschickt und erhalten damit leichter Zugang zu Bildung. Man legt in diesen Kreisen eher Wert auf gesunde Ernährung, Sport, Kunst, Kultur, internationale Erfahrung und technisches Equipment. Viele dieser Bausteine gelten aber bei einem Grossteil der Jugendlichen nicht als cool! Da ist es wichtig welche Klamotten man trägt, welche Musik man hört, welche Mädels/Burschen man beglückt hat, welches Fortbewegungsmittel man sein eigen nennt und wie lange man am Wochenende ausgehen darf.
Als Kind, sind die Dinge die die Eltern tun noch erstrebenswert. Wenn du dann in deine jugendliche Sturm- und Drang-Zeit rüberwechselst, dann sind genau die Dinge, die deine Eltern machen, höchst uncool und man will eigentlich das genaue Gegenteil durchleben.
- Mögen deine Eltern Hansi Hinterseer, dann bist Du eher auf der Lady-Gaga-Featured-by-Slash-Welle
- Hören deine Eltern hingegen Eminem, dann bist Du eher auf der Andreas Gabalier-Welle
oder
- gehen deine Eltern gerne Skifahren, dann wirst du dir eher Freestyler zulegen und dich im Betterpark rumtreiben
- und sind deine Eltern auf Facebook zu finden, dann wirst du dich natürlich hüten, dich ebenfalls dort zu bewegen.
usw.
Soweit – so nachvollziehbar! Dummerweise braucht aber jeder Sport seinen Nachwuchs. Weil wenn Du keinen Nachwuchs hast, dann bekommt man irgendwann mal ein Finanzierungsproblem, denn irgendwer muss die Tennis-, Fussball-, Eishockey oder eben Golfplätze ja erhalten. Und jetzt versuchen fast alle Golfplätze den Golfsport als COOL zu etablieren, was ihnen aber nicht gelingt, denn die Menschen die das versuchen und an den entscheidenden Hebeln sitzen, sind schon in der Grossvater/mutter-Generation und wissen noch weniger über die Jugend von heute bescheid, als ich selbst. Und ich selbst habe nur mehr ganz wenig Vorstellungsvermögen, was die Jugend von heute so bewegt.
Dennoch erlaube ich mir hier an dieser Stelle ein paar jugendliche Ideen einzubringen, die man am Golfplatz ändern könnte, damit der Golfsport für junge Leute attraktiver werden könnte:
- MUSIK! Auf diese Idee hat mich die Daniela gebracht, als wir zufällig an der Driving Range zusammen geübt haben. Sie ist Anfängerin und hat mich gefragt, warum es auf der Übungsanlage so ruhig wäre. Sie hat übrigens bei einem guten Schlag vor Freude ein kleines Tänzchen hingelegt! Mit Musik im Hintergrund ginge das sicherlich noch leichter!
- SPEED! Warum muss Golf eigentlich immer so langsam stattfinden? Speed-Golf – in welcher Form auch immer – wäre 100%ig eine coole Variante Golf sportlicher und auch schneller zu machen! Gerne solltet Ihr euch dazu dieses VIDEO ansehen. Ich selber habe SpeedGolf auch schon ausprobiert, mit nur einem Schläger (6er Eisen) und auf einem 9-Loch-Platz. 2 km in 18:04 bei einem Score von 43 wäre dann im SpeedGolf ein Ergebnis von 61:04. Ich denke für sportlich ambitionierte junge Leute wäre so ein Turnier mal eine lässige Herausforderung.
- KOMBINATION! Ich finde es hochspannend, wenn man Golf mit anderen Sportarten kombiniert. So gibt es in Mittersill schon seit einigen Jahren eine Bogen-Golf-WM. Auch Ski&Golf ist an einigen Orten in Österreich schon möglich. Und unter dem Motto „Golf Downhill“ gibts die Sommervariante der Ski-Abfahrt wie dieses coole Video von der Turracher Höhe zeigt. Aber denken wir mal weiter: was ist mit Mountainbike&Golf, Laufen&Golf, einem Golf-Triathlon oder einem Synchrongolf, wo zwei Partner möglichst gleich gut oder schlecht spielen müssen!
- VERBOTEN! Dinge die uns unsere Eltern oder der Gesetzgeber verboten haben, waren genau jene Dinge, dir wir unbedingt tun wollten. Alkohol, Zigaretten, Drogen, laute Musik, ausgehen bis zum Morgengrauen, Pornos usw.. Regeln waren irgendwie da um gebrochen zu werden. Beim Golf gibt es neben einem sehr komplexen Regelwerk auch noch eine Etikette. Diese Golf-Etikette regelt die Sicherheit, die Schonung des Platzes aber auch das Zusammenleben auf dem Golfplatz. So wird unter anderem bestimmt, welche Klamotten man tragen darf. Allein das Thema Kleidung ist ein Killer-Argument gegen junge Leute. Männer müssen Polos tragen, das Polo muss in der Hose stecken, man darf keine Jeans tragen, man darf nicht zu viel nackte Haut zeigen.
Der Golf-Club-St.Pauli versucht mit kreativen Aktionen ein wenig das Reeperbahn-Image auf den Golfplatz zu transferieren. So wird unter anderem ein Matsch-Play organisiert und im Online Shop werden andersartige Klamotten verkauft.
Aber es muss hier noch mehr passieren. Man muss versuchen dem Golf etwas Verruchtes eventuell sogar Illegales einzuhauchen, etwas was man nur als junger Mensch tun kann oder will und die Alten müssen neidig daneben stehen oder noch besser, sie bekommen es gar nicht mit!
Ich spinn mir mal was zusammen:- ein illegal im Hintergrund ohne das Wissen der Golfclubs organisiertes Turnier mit kreativen Regeln!
- ein hit-as-much-as-u-can Bewerb auf der Driving Range!
- ein Zielgolfen ins Wasser, am Eis oder im Schnee
- ein Querfeldeingolfen um Mitternacht bei Vollmond wo man sich die Ziele im Laufe der Runde selber aussucht
- und zu guter Letzt ein Gelage in der Halfway-Station mit lauter Musik!
Ich möchte spätestens nächstes Jahr ein Speed-Golf-Turnier mit lässigen Preisen, Musik und vielen jungen Leuten veranstalten! Ich denke Golf braucht einen Jugend-Schub und da ich bei mir im Club-Vorstand das mit Abstand jüngste (!!!) Mitglied bin, sehe ich mich ein wenig dafür berufen, mir junge Leute zu suchen, die bei sowas mitmachen wollen.
COOLES SPIEL 🙂
P.S.: Habe gerade von einer Initiative rund um das Thema „Golf attraktiver machen“ gehört: gerne verweise ich an dieser Stelle auf www.hackgolf.org