Schlagwörter
Angeln, Autorennen, Ball, Biathlon, Bunker, Golfbag, Langlauf, Schwung, Skispringen
Wenn man sich auf ein Mountainbike setzt (oder in ein Kajak oder auf ein Pferd) dann beginnt ab dem dem Zeitpunkt des Besetzens der Sport. Sprich
- du musst die Pedale treten – um nicht umzufallen,
- du solltest die Paddel schwingen – um dich der Strömung zu widersetzen und
- um nicht hoch zu Ross dumm rumzusitzen und zu warten, dass hinten Äpfel rausfallen, ist es klug das Pferd zum Gang zu bewegen.
Will damit sagen, dass jede Sportart, die etwas auf sich hält, relativ schnell damit beginnt kontinuierlich Aktivität zu vollziehen.
Jetzt gibt es ein paar sportliche Ausnahmen, wo die Dauer der Leistung relativ kurz ist, im Verhältnis zum Aufwand. Skispringen zum Beispiel. So ein Skisprung (im Idealfall "Flug") dauert nicht wirklich lange und der Athlet steht schon wieder sportlos im Zielhang und wartet auf die Haltungsnoten. Oder beim 100 Meter Lauf: da ist der durchschnittliche Jamaikaner auch schon nach Maximum 10 Sekunden beim Siegerinterview und hatte unterwegs nicht mal richtig Zeit zu schwitzen. Oder nehmen wir den Angelsport: Auch dort ist das Verhältnis etwas ungewöhnlich. Da hängst den Wurm stundenlang wortlos ins Wasser und dann zappelt für eine Minute der heimische Barsch. Aufwand- und Leistungsverhältnis stehen sich hier sehr diametral gegenüber.
Auch beim Golf ist das Warte:Sport-Verhältnis komplett aus dem Lot. Der gemeine Golfer latscht 4 Stunden über den Platz ca. 10 Kilometer. Dazwischen macht er so um die 100 Schläge – je nachdem wie gut man ist. Von den 100 Schlägen gehen ca. 2/3 auf Distanz und 1/3 auf kurze Präzision. Danach wird der eben absolvierten Flugbahn des Balles wieder hinterhergelatscht, um die eigentliche Sportart – den Golfschlag – überhaupt wieder durchführen zu können. Bei vier Stunden Golf schlägt man nur alle 2,5 Minuten den Ball. In diesen dazwischenliegenden 2,5 Minuten wird gelatscht, Schläger geputzt, Schläger aus dem Bag rausgenommen und zurückgesteckt. Es werden Ergebnisse auf Scorecards notiert, Bälle gesucht, Bunker gerechnet, Einschlaglöcher ausgebessert, getrunken, gequatscht, gejammert, gejubelt und dann wieder gelatscht.
Vergleicht man Golf mit einem Auto- oder einem Langlaufrennen, dann erkennt man relativ schnell den Unterschied daran, dass der Rennfahrer bzw. -läufer seine sportliche Leistung nicht unterbricht, sondern diese kontinuierlich und wenn möglich schneller als die Mitfahrer bzw. -renner durchzieht. Biathlon ist auch ein gutes Beispiel: hier unterbricht der Biathlet seinen Sport (Langlauf) durch einen weiteren Sport (Schießen). Beim Golf unterbricht der Golfer den Sport (Golfschlag) durch Latschen – welches man mit einem ausgedehnten Sonntags-Spaziergang vergleichen kann.
Golfer stehen viel, Golfer latschen viel, Golfer ratschen viel. Das Verhältnis zwischen dem eigentlichen Sport ("Golfschlag") und den dazwischenliegenden Pausen ("Latschen") ist also verhältnismäßig unausgeglichen. Golf ist kein Hochleistungssport, dass erkennt man schon daran, dass man während der Ausübung des Sports rauchen und saufen kann und man das Gelatsche sogar durch eine Autofahrt im elektrischen Golfwagerl ersetzen könnte. Golfer werden deswegen oft belächelt! Aber die Schwierigkeit beim Golf ist nicht die körperliche Anstrengung, vielmehr ist es die Schwierigkeit die Konzentration über 4 Stunden aufrechtzuerhalten. Konzentration bedeutet Konstanz, Konstanz bedeutet Präzision, Präzision bedeutet weniger Fehler, weniger Fehler bedeutet weniger Schläge – und das ist der Endzweck beim Golfen!
Meine Theorie besagt: Golf ist genau deshalb so schwierig, weil Golfer unterwegs mehr Zeit zum Denken haben als zum Spielen selbst. Je mehr man denkt, umso schlechter ist das Spiel. Du musst aber dennoch denken, denn es passieren auf der Runde so viele spezielle Situationen, die wiederum deine Gedanken benötigen – quasi Doppelbelastung. Spiele ich den Ball rechts vom Baum, links vom Baum oder drüber oder drunter? Schaffe ich den Schlag übers Wasser? Ist der Bunkersand nass oder trocken? Und schaffe ich es noch zur Halfway oder pinkle ich in den Wald? Golf ist eine Mischung aus Denksport und Nicht-Denksport. Genau das ist die grosse Herausforderung und jeder der es spielt – verzweifelt genau daran. Es ist nämlich ein verflucht
SCHÖNES SPIEL 🙂