Schlagwörter
Fussball, Golfbag, Golfball, Grün, Männer, Rugby, Ryder-Cup, Schiedsrichter, Schiri, Schläger, Sport, Tennis
Im englischen Wikipedia findet man unter dem Begriff SPORTSMANSHIP folgende Erklärung:
Sportsmanship is an aspiration or ethos that a sport or activity will be enjoyed for its own sake, with proper consideration for fairness, ethics, respect, and a sense of fellowship with one’s competitors. A sore loser refers to one who does not take defeat well, whereas a good sport means being a „good winner“ as well as being a „good loser“.
Zugegeben: ein guter Verlierer zu sein, ist nicht immer ganz so leicht; vor allem wenn man der männlichen Hälfte der Bevölkerung angehört. Es scheint nämlich, als ob gerade meine Geschlechtsgenossen und damit natürlich auch ich, es in unseren Genen haben, dass wir uns immer messen wollen, gewinnen wollen, besser sein wollen. Schneller, höher, öfter, weiter, länger! Warum das so ist, kann ich euch leider nicht erklären. Ich vermute aber das kommt aus einer Zeit, wo der Mann noch hinter dem Mammut her- und vom Säbelzahntiger weggerannt ist. Wer bekommt das größte Stück Fleisch und wer überlebt!
Inzwischen gibt es (weltweit gesehen) relativ wenige Mammuts und Säbelzahntiger und zum Glück müssen wir uns unser Ego (oder das Ego des jeweiligen Herrschers) auch nicht mehr am Schlachtfeld mit dem Schwert ausfechten. Und da wir in Europa in einem relativ friedlichen Umfeld aufwachsen, kennen zum Glück nur noch wenige von uns, die Grausamkeiten eines Krieges aus eigener Erfahrung.
Der sportliche Wettkampf war bereits im alten Griechenland ein Ersatz für diverse Kampfhandlungen. Und heute schaffen es vor allem Mannschaftssportarten wie Fussball, Eishockey oder Rugby den Wettstreit zwischen Nationen in den Sport zu übertragen: übrigens ein Grund warum viele Einzelsportarten sich inzwischen auch in Teambewerben versuchen. Der Tennis-Davis-Cup, Mannschaftsbewerbe im Skisprung, Staffelbewerbe in der Leichtathletik oder der Ryder-Cup im Golf sind nur einige von vielen.
Meistens ist es aber im Sport das Spiel Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau – selten Mann gegen Frau. Und ab dem Zeitpunkt, wenn ein Mensch gegen einen anderen im unmittelbaren Vergleich antritt, kommt neben der Athletik (z.B. Zehnkampf), der Ausdauer (z.B.: Radfahren), der Kraft (z.B.: Gewichtheben), der Technik (z.B.: Tennis), der Intelligenz (z.B.: Schach) usw. noch ein ganz anderer Faktor mit dazu: „Selbstbeherrschung“!
Ich kenne keinen einzigen Spitzensportler, der es geschafft hat über einen längeren Zeitraum auf Top-Level zu bleiben, ohne sich selbst unter Kontrolle zu haben. Auch wenn er noch so ehrgeizig ist, wenn er noch so hart trainiert, wenn seine Laktatwerte noch so gut sind, ohne eine mentale Ausgeglichenheit, wird er (oder sie) es nicht schaffen. Nur die die mental richtig stark sind, schaffen den Durchbruch an die Weltspitze und können sich dort auch halten.
Und komischer weise sind das auch genau jene Personen, die guter Sportsmänner sind! Die die im Siegesrausch nicht den Gegner verhöhnen, die die in der Niederlage nicht ausrasten und zu wüten beginnen und auch nicht die, die während eines Spiels tricksen und den Schiedsrichter angreifen. Echte Sportsmänner beweisen vor allem in der Niederlage Größe! Sie erkennen den Sieg des Gegners neidlos an und versuchen keine Ausreden zu finden.
Echte „Sportsman“ sind aber auch Menschen, die sich darüber erfreuen, allein die Möglichkeit zu haben, einen Sport ausüben zu können und nicht zum Beispiel von einer Krankheit daran gehindert zu sein. Echte Sportsman sind aber auch Menschen, die trotz einer Behinderung einen Sport ausüben und sich nicht dauernd über die eigene Lebenssituation beschweren. Es sind Menschen, die Freude an der Bewegung haben, Freude an der frischen Luft und Freude daran dieses Gefühl mit anderen zu teilen.
Am Golfplatz trifft man leider nur sehr wenige „Sportsman“ sondern eher „Golfmen“. Die meisten die man dort trifft sind leider sehr ehrgeizig, oft gestresst, manchmal aggressiv und einige sind wahre Trickser. Warum das ausgerechnet beim Golf so ist, kann ich schwer beurteilen. Ich vermute aber, dass Golf – ob der Kosten – halt doch eher von Bankdirektoren denn Strassenkehrern ausgeübt wird. Bankdirektoren sind es gewohnt zu führen, zu managen, zu delegieren und wenn ich mir so das HypoAlpeAdria-Desaster ansehen, auch zu tricksen. Neben Bankdirektoren findet man am Golfplatz noch jede Menge Unternehmer und deren Berater, Lehrer, Ärzte, Anwälte, Hotelliers, Manager, leitende Angestellte usw. alles Typen die es gewohnt sind, Entscheidungen treffen zu müssen, andere Menschen zu leiten. Man könnte meinen, dass solche Typen es gewohnt wären ausgeglichen zu sein! Man könnte erwarten, dass gerade Golfer Fehler eingestehen und vor allem auch einmal verlieren können! Dem ist leider nicht so! Und so hört man am Golfplatz eher das Wort „Scheisse“, als ein „Lachen“! Man findet Menschen die vor Wut (auf sich und die Welt) Golfbälle in den Wald werfen, die Schläger zerbrechen, ganze Golfbags im seitlichen Wasserhindernis versenken und die langsame Spielgruppe vor einem, schreiend beflegelt.
Ich übe mich darin ein guter „Sportsman“ zu sein. Ich übe mich darin ruhiger zu werden. Ich übe mich darin mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich suche nicht nach „externen“ Ausreden, wenn ich schlecht spiele. Ich gebe nicht die Schuld:
- dem hohen Gras
- den langsamen Grüns oder
- dem schlechten Essen an der Halfway-Station
- oder was auch immer
Der einzige der es verbockt hat, wenn er es verbockt hat, bin ich selbst. Auch wenn es nicht ganz leicht fällt: ich versuche trotzdem zu lächeln, wenn ich auf einer Runde zum wiederholten Mal, um einen neuen Ball in meine Tasche greifen muss, weil der letzte schon wieder im See verschwunden ist! Und auch wenn ich ausnahmsweise mal was gewinne; ich werde trotzdem nicht übermütig und tanze keinen Lambada auf dem Grün!
Golf zeigt den wahren Charakter eines Menschen! Vor allem deshalb, weil auf einer „normalen“ Runde jeder sein eigener Schiedsrichter ist und sich selbst kontrollieren und bewerten muss. Echte Sportsmänner (und -frauen) sind ehrlich zu sich selbst und zu den Mitspielern! Ohne Angst haben zu müssen, kann man mit echten Sportsmännern getrost Wetten abschließen oder Geschäfte machen. Sie werden Schulden begleichen, ehrliche Verträge mache und den anderen nicht über den Tisch ziehen!
SCHÖNES SPIEL 🙂