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Heute möchte ich Euch über eine ganz unmögliche menschliche Vertrautheit berichten, die es so womöglich in dieser Form nur zwischen Golfspielern passieren kann. Dazu muss ich erzählen was mir letzte Woche in Eugendorf, wo ich mit einer sehr lieben Freundin 18 Löcher gespielt habe, passiert ist:

Am 1er-Tee (so nennen Golfer den Abschlag auf der Spielbahn 1) haben auf uns zwei sehr weisshäutige Herren gewartet. Warum die so weiss waren, kann ich schwer sagen, denn später auf der Runde haben sie uns erzählt, dass sie eigentlich fast jede Woche 5mal am Golfplatz wären. Vermutlich haben sie sich mit einer Sonnencreme eingeschmiert, an der nicht einmal Cäsium-Moleküle durchkommen. Warum diese beiden Molkerei-Bediensteten (das meine zweite Vermutung ob der auffälligen Hautfarbe) mit uns gespielt haben, hat den einfachen Grund, dass man an einem schönen Golftag, wo halb Salzburg auf die Golfplätze wuselt, halt nicht zu zweit 3 Stunden einen Platz belegen kann, sondern es besser ist, wenn man zu viert geht und so natürlich gleich doppelt so lange braucht. Das System ist völlig unlogisch für die Golfer. Die einzigen die an dieser Flight-Zusammenlegung profitieren, sind die Golfclubs, denn diese können dadurch mehr Startzeiten an mehr Spieler vergeben.

Wie auch immer! Jedenfalls stehen wir da jetzt zu viert am 1er-Tee (Das Wort „Tee“ hat übrigens nix mit dem Lieblingsgetränk der Briten und Commonwealthianer zu tun, sondern ist englisch bedeutet übersetzt soviel wie „Markierung“). Früher waren diese Abschläge übrigens mit Sand gefüllte rechteckige Kisten und bevor man den Ball geschlagen hat, hat man sich mit der Hand ein kleines Häufchen gemacht, um den Ball darauf zu platzieren. Irgendwann im Laufe der Geschichte wurden die Kisten von Sand befreit und statt den Sandhäufchen hat man kleine Holzstückchen in den Boden gesteckt, wo der Ball dann platziert wurde. Ein Häufchen blieb schon zurück, nämlich ich, der oft durch seine unkontrollierten Abschläge als Häufchen Elend zurückbleibt! Wo war ich ich eigentlich gerade? Ach ja in Eugendorf – entschuldigen sie sich bitte für den kurzzeitigen geistigen Abzweiger.

Da standen also 4 Menschen nach dem Willen des Golfmanagements von Eugendorf gemeinsam vor dem Beginn einer Runde. Meine Freundin und ich haben diese beiden Topfenneger in unserem Leben vorher noch nie gesehen – und umgekehrt. Und dennoch entsteht in den nächsten Stunden etwas, was es in dieser Form nur unter Golfern gibt: Vertrautheit! Dazu nur eines von vielen möglichen Beispielen. Der hellere und schwächere der beiden hatte ein massives Problem beim Putten. Ich spreche jetzt aber nicht von irgendwelchen Mikael Lundberg Monster Putts Marke Atzenbrugg die unser heller Freund hier verschoben hat, sondern ich rede hier von den 20cm-Kurz-Putts, wo der gemeine Golfer nicht mal richtig von hinten die Linie liest, sondern sich einfach hinstellt und den Ball ins Loch kullert. Auf sage und schreibe 9 Löchern hat er kein einziges Mal von einer Entfernung weiter als von 30 cm getroffen. Jetzt muss man aber sagen, dass jeder, der auch nicht Golfen kann, zumindest einmal auf 9 Löchern einen Glückstreffer zustande bekommt. Nicht so in diesem Fall, denn (und ich zitiere in diesem Fall gerne Jürgen Wegmann) zuerst hatte er kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu!

Jetzt könnte man als Mitspieler natürlich zu lachen beginnen oder zu heulen, was man beides aber allein schon aus Pietät nicht macht. Die meisten Golfer denken sich ganz einfach in die Situation des Mitspielers hinein und sagen dann so einen hochintellektuellen Satz wie: „Heit owa!“

Ich habe diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn habe ich jemals mit ihm Golf gespielt. Ich habe keine Ahnung wie er für gewöhnlich golft und schon gar nicht weiss ich, ob er an anderen Tagen gut puttet und im GC Eugendorf ein gefürchteter „Stopfer“ ist. Dennoch kommentiere ich spätestens ab Loch 3 seine verschobenen Mini-Putts mit dem Satz „Heit owa“. Grad so als ob ich ihn die letzen Wochen hindurch beobachtet hätte und gesehen hätte, wie er die Bälle versenkt. Und das beste! Er antwortet auch noch auf meinen Satz mit so aussagekräftigen Worten wie: „Gö schon“ oder „Jo stimmt“! Diese innige Vertrautheit von 2 sich völlig fremden Menschen gibts nur am Golfplatz.

Kurz vor Bahn 10 haben wir uns dann (illegaler Weise) in 2 Zweier-Flights aufgesplittet! Was meinem Spiel durchaus gut getan hat, denn ich mag es wenn ein bissi Geschwindigkeit in die Sache kommt. Und jemand der pro Bahn statt einem, zwei – oder in Ausnahmefällen – mal drei Putts, durchschnittlich auf jedem Grün gleich viermal schlagen muss, verzögert jedes Spiel.

Das Aufsplitten hat aber noch einen zweiten Impuls: diese noch vor wenigen Minuten innige Vertrautheit findet ein jähes Ende und es wird wild über die nicht mehr anwesenden Personen hergezogen. Auch das ein ganz normaler menschliches Verhalten auf jedem Golfplatz!

SCHÖNES SPIEL 🙂