Schlagwörter

, , ,

In meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender musste oder durfte ich vor ein paar Tagen vor einem Gremium die Visionen und Pläne für den Golfsport im Böhmerwald vortragen. Dabei wurden nicht nur vereinsinterne Situationen analysiert, sondern auch die Entwicklungen des Golfsports und der Golfclubs im Allgemeinen. Dabei wurde festgestellt, dass mit steigendem Alter die Sportnachfrage bleibt, zugleich die Vereinsbindung
und das Engagement von einzelnen Personen im Golfclub aktiv mitzuwirken aber sinkt. Diesen Umstand betrifft übrigens nicht nur Golfvereine, sondern fast jeden Verein. Die Arbeit verteilt sich auf wenige Köpfe.

Es wird immer schwerer die ehrenamtlichen Führungsstrukturen eines Golfclubs zu besetzen und Menschen zu finden, die sich kontinuierlich für ein Ehrenamt engagieren können oder wollen. Faktor Zeit, wachsenden Anforderungen, diplomatisches Geschick, hohen Ansprüche der Mitglieder, die nicht alle befriedigt werden können, werden zu entscheidenden Faktoren, ob jemand ein Ehrenamt übernimmt oder nicht. Nicht zu vergessen ist der Faktor Geld: wie in fast allen Bereichen des Lebens wird das eingesetzte Geld größer und die Budgets, um einen Golfplatz betreiben zu können, höher. So müssen die handelnden Personen über mehr „fremdes“ Geld entscheiden. Schon früh stellt man sich die Frage, ob die viele Arbeit und das finanzielle bzw. persönliche Risiko es auch wert sind.

Jedenfalls wird Vereinssport auch in den nächsten Jahrzehnten nicht ohne Freiwillige möglich sein. Dennoch schreien vor allem die oben erwähnten hohen Budgets und die rechtliche Komplexität nach professionellen Strukturen, die mit einem ehrenamtlich agierenden Clubvorstand fast nicht zu bewältigen sind. Daher gibt es inzwischen in den meisten Golfclubs aktive Geschäftsführer, mit Vorständen, Aufsichtsräten oder sonstigen Ausschüssen im Hintergrund. Diese Geschäftsführer sind generalverantwortlich und haben den Gremien Rechenschaft abzulegen. Je nachdem welche Ausrichtung der Geschäftsführer hat, wird dann eher konservativ oder progressiv agiert. Hier kommt es zu Konflikten mit den Vereinsmitgliedern. Denn ein Geschäftsführer will auf Druck der Stakeholder und des (kommerziellen) Mitbewerbs die wirtschaftliche Stabilität und Weiterentwicklung – Golfer wollen einen qualitativ hochwertigen Platz, ein hochwertiges Umfeld und das zu einem günstigen Preis. Diese Waage auszubalancieren obliegt – meiner Ansicht nach – jetzt dem ehrenamtlichen Vorstand.

Aber es ging in diesem Vortrag nicht nur darum die wirtschaftliche und organisatorische Situation in einem Golfclub zu beleuchten, sondern wir müssen noch weitere Faktoren bedenken:

  1. Einstiegshürde: Wachsendes Gesundheitsbewusstsein und ein attraktives Vereinsangebot animieren viele Menschen Sport zu treiben. Sich zum Beispiel auf ein Rad zu setzen und loszufahren ist relativ leicht und der oder die SportlerIn muss hier auf niemanden Rücksicht nehmen. Mit dem Golfsport zu beginnen, bedarf zuerst einer Grundausbildung (Platzreife), einem motivierenden Trainer, Ausrüstung und idealer Weise eine gleichgesinnte Person die regelmäßig mit mir spielt. Die Hürden mit dem Golfspiel zu beginnen sind also ungleich höher als bei vielen anderen Sportarten.
  2. Elitärer Zirkel: Golfclubs gelten als eingeschworene Klüngel, wo man als Außenstehender nur schwer Zugang findet. Diese Tatsache stimmt natürlich nur zu einem sehr geringen Teil. Dennoch muss ein Club es schaffen, seine Neuankömmlinge und Neumitglieder raschest möglich in das Vereinsleben zu integrieren. Stammtische wird und soll es immer geben, diese sollen aber andere Mitglieder und Gäste nicht abschrecken, sondern animieren am Vereinsleben teilzunehmen.
  3. Vermarktung: Am ehesten fehlt es meiner Ansicht nach in den Golfclubs an einer professionellen Vermarktungsstrategie. Die Vereine konzentrieren sich oft zu stark auf das operative Geschäft und vernachlässigen dabei, sich um den Nachwuchs und neue Gäste zu kümmern. Die Hoffnung beruht wohl eher darauf, dass Neulinge von selbst kommen. Diese Ansicht ist grundfalsch! Denn wenn ich nur die beiden erstgenannten Punkte heranziehe, kommt keiner freiwillig zum Golf. Für eine professionelle Vermarktung müssen mehrere Faktorn zusammenspielen: A. Golf im allgemeinen und der zu bewerbende Golfplatz muss ein positives Image haben. Ich denke hier an so Dinge wie kontinuierliche Pressearbeit, Aktionen für Noch-Nicht-Golfer oder global gesehen an die olympischen Spiele 2016 in Rio wo Golf als Sportart seit über 100 Jahren wieder als Bewerb dabei sein wird. B. Kooperationen mit touristischen Unternehmen, Golfanbietern, Schulen, Kommunen und anderen Vereinen. Über eine enge Verzahnung mit den eben Genannten entsteht eine Vermarktung im Domino-Effekt. C. Vielen Golfplätzen fehlt das vielbeschworene Alleinstellungsmerkmal. Dieses muss (!!!) gefunden und dann natürlich auch vermarktet werden. D. Golfgäste von auswärts kommen meist nicht nur wegen einem Golfplatz in eine Region, sondern erwarten sich golferische Abwechslung durch mehr Golfplätze. Kirchturmdenken bringt also wenig, es muss zu regionalen – gerne auch grenzüberschreitenden – Kooperationen mit anderen Golfclubs kommen. E. Ein Großteil der Golfclubs investiert ausschliesslich in klassische Werbung und verzichten aus Unwissenheit, fehlender Kompetenz oder Kostengründen auf die digitalen Werbekanäle. Ein für mich fast untragbarer Zustand, vor allem wenn man um die hohe Internet-Affinität der Zielgruppe weiß.

Die Nachfrage nach mehr gesundheitsorientierten Sportangeboten mit flexiblen Trainingszeiten wird wohl zunehmen. Golf würde genau in dieses Muster passen, erduldet aber gerade eine Stagnation. Trotz der Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge der 60er-Jahre, die vom wirtschaftlichen Aufschwung und der Bildungsoffensive der 70er und 80er profitiert haben, die Gesellschaft, das Vereinsleben und den Sport prägen. Es wäre also notwendig, der Bevölkerung die Vorzüge des Golfsports zu kommunizieren und die Einstiegshürden zu reduzieren. Dafür müssen viele Menschen, Elemente und Parteien zusammenwirken und dieser BLOG soll ein kleiner Beitrag dazu sein, dass Golf als wunderschöne Freizeitbeschäftigung für Jedermann/frau angesehen wird. Auch wenn ich aus unterschiedlichen Gründen in letzter Zeit hier herinnen etwas nachdenklich und ernst geworden bin, dennoch ist und bleibt Golf für mich ein

SCHÖNES SPIEL 🙂

P.S.: Mein erstes Präsidententurnier ist Geschichte – Danke an alle die mitgeholfen haben! War sehr sehr lustig!