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Wir erleben in unserer schönen Republik gerade ein politisches Erdbeben. Dabei spreche ich nicht von den freiheitlichen Höhenflügen, sondern viel mehr vom Niedergang der einst so stolzen Sozialdemokratie eines Bruno Kreisky und der Misere der allseits präsenten ÖVP mit all ihren Kammern, Bünden, Banken und dem Lagerhaus. Die ehemals rechts-schmuddelige FPÖ hat es geschafft in die Mitte der Gesellschaft einzudringen und deklariert sich als die neue Volkspartei der Alpenrepublik.
In der jäh zu Ende gegangenen Amtszeit von Bundeskanzler Faymann, hagelte es für SPÖVP eine Wahlniederlage nach der nächsten und neben der Nomenklatura fragen sich sogar eingefleischte RotPensionisten und SchwarzBeamte nach den Gründen und hoffen jetzt durch die Übernahme des Zuges durch den obersten ÖBB-Manager auf ein mögliches Ende dieser Talfahrt.
Aber denken wir zurück an die eben noch so fulminant verlorene Bundespräsidentenwahl und die Wahlschlappen davor. Vom Wahlverlierer abwärts die Funktionärsleiter, sucht man nach andenhaarenherbeigezogenen Ausreden: mal sind es die Meinungsforscher, mal die Flüchtlinge, die niedrige Wahlbeteiligung, das schöne Wetter oder gerne auch der rechte Populismus an sich. Mein Lieblingssatz nach verlorenen Wahlgängen ist aber seit Jahren:
Wir müssen in Zukunft unsere Erfolge besser kommunizieren!
Nach der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl am 24.April 2016 hat es ganze 3 Tage gedauert bis (diesmal ÖVP Chef Mitterlehner) die „schlechte Kommunikation“ der Regierung als Erster in den Mund genommen hat. Es mag schon stimmen, dass die Regierung neben all der Registrierkassen-Farce, verkrusteter Gewerkschaftsstrukturen, der Allergen-Verordnung, der versemmelten Millionärssteuer, dem Bundesheer-Chaos, der Grenzzaun-Peinlichkeit, der Milliarden-Skandale, dem ungehemmten Kapitalismus, der steigenden Arbeitslosenzahlen, den hohen Lohnnebenkosten in Kombination mit Lohn-Dumping, der Bildungsproblematik, der schlechten Integrationspolitik, der unleistbaren Wohnungs- und Grundstückspreise, der für Reiche gedeckelten Sozialversicherungsabgaben, der Zwangsgebühren und -mitgliedschaften oder der sinnlos hinausgezögerten Verwaltungsreform jede Menge Gutes zustande bringt; aber so richtig angekommen ist die Sache in meinem Kopf nicht wirklich! Die Hoffnung, dass ich all diese Schwachstellen so leicht vergesse, ist eher minimal.
Mir scheint die Arbeit der Regierung und ihrer Umfeld- und Vorfeldorganisationen entspricht meinem aktuell schlechten Golfspiel. Meine Bälle fliegen durch die Gegend, als ob ich letztes Jahr kein einziges mal gespielt hätte. Meinen Driver brauche ich gar nicht mehr aus dem Bag nehmen, denn dann wäre ich mehr im Wald als auf der Wiese. Sogar meine Stärken: Chippen, Bunkerschlag und Putten sind ein Schatten ihrer selbst und wenn mir doch mal ein gutes Loch dazwischen kommt, erwartet mich am Folgeloch ein Girlie oder zumindest ein Out-Ball.
Und so tapse ich zur Zeit wie ferngesteuert über den Golfplatz, hadere mit mir selbst und suche nach (meist faulen) Ausreden und habe noch keine Ahnung wie ich aus diesem sportlichen Tief herauskomme. Aber ich werde es jetzt wie die Großparteien machen und in Zukunft meine Erfolge einfach besser kommunizieren.
Wenn mich also wer fragt, wie es mir beim letzten Turnier ergangen ist, werde ich behaupten,
- dass noch etliche Spieler schlechter waren als ich,
- dass ich auf Bahn 7 einen sensationellen Abschlag hatte,
- dass – obwohl Regen vorhergesagt – das Wetter sehr schön war,
- dass ich auf Bahn 15 einen elendslangen Putt wunderbar ins Loch gespielt habe und
- dass ich besser abgeschnitten habe, als von den Meinungsforscher vorhergesagt
So kann man sich die mieseste Runde des Lebens eventuell schönreden und den anderen Teilnehmern „besser kommunizieren“, was ich nicht für ein toller Golfer bin. Der Nachteil an dieser Sache: bei mir gehts nur um banales Golf und mit etwas mehr Training und Konzentration kann man das hinbekommen.
In unserer Politik gehts um die Zukunft unseres Landes. Da reicht es definitiv NICHT aus, sich auf eine „schlechte Kommunikation“ rauszureden … da heisst´s Ärmel hochkrempeln und endlich die dringenden Probleme in diesem Land lösen: konsequent, nachhaltig und über Parteigrenzen hinweg!
Denn – liebe demokratisch legitimierte Politiker – es ist auch mein Land, wofür ihr verantwortlich seid! Und ich habe kein schöneres Land in dem ich leben, arbeiten und Golfspielen möchte!
P.S.: Ob der Wichtigkeit der aktuellen politischen Situation verzichte ich auf meine in diesem GolfBLOG gängige Abschlußfloskel und bitte dafür um Verständnis.