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Es gibt viele sehr reiche Menschen auf diesem Planeten. Namen wie Bill Gates, Michael Bloomberg, Ingvar Kamprad, Carlos Slim, Warren Buffett und die Albrecht-Brüder haben sich – zumindest ob ihres Reichtums – globale Anerkennung geschaffen oder Neid hervorgerufen; Je nachdem aus welcher Richtung man das ganze sieht!

Als ich noch ein Kind war und zum ersten mal in meinem Leben mit Geld zu tun bekam, habe ich in Bezug auf Reichtum und Überfluss einen Namen gehört, den viele Menschen heute womöglich gar nicht mehr kennen: Aristoteles Onassis! Auf die Frage, ob es denn jetzt dann doch bald eine inflationär angepasste Anhebung meines Taschengeldes geben würde, hat mein Vater mir damals geantwortet: Bin ich der Onassis? Dummerweise konnte man damals (so kurz nach dem Vietnamkrieg) sowas nicht sofort in Wikipedia nachschlagen oder angooglen. So musste ich argumentativ kapitulieren und mehr Taschengeld gabs nicht – Fertig! Später habe ich (in einem Buch!) erfahren, dass der Onassis einer der erfolgreichsten Reeder der Welt war und durch seine Hochzeit mit der Präsidenten-Witwe Jackie Kennedy, mal so richtig berühmt wurde. Onassis ist für mich seither immer der Inbegriff für „Reichtum“.

Lange bevor ich selbst zu Golfen begann, habe ich Golf als einen von der durchschnittlichen Bevölkerung abgehobenen Sport gesehen. Am Golfplatz treffen sich die Ärzte, Hofräte, Anwälte, Hotelliers und ähnliche – nebst Gattin. Golf war vor ca. 25 Jahren ein richtig teures Unterfangen. Hohe Einschreibgebühren, damit man Mitglied werden konnte. Das Equipment (Schläger, Tasche, Klamotten usw.) waren im Verhältnis zu Tennis (und die meisten Golfer haben vorher Tennis gespielt) sehr teuer. Je reicher man war und ist, umso eher kann man sich Golf leisten. Leute wie ein Onassis müssen sich beim Golf nicht drum kümmern, was denn so ein neues Schlägerset kostet oder was der Caddie fürs Schleppen der Tasche pro Runde verlangt. Für mich waren das in meiner Jugend utopische Geldbeträge, wenn man sich am Ballautomaten auf der Driving Range 20 Bälle für 20 Schillinge gezogen hat, die man dann innerhalb von 20 Minuten in die Landschaft schlagen durfte! Ich erinnere nur ungern: aber um ÖS 20,00 hat man sich damals 1 Leberkäs-Semmal mit Pfefferoni und ein Cornetto leisten können. Wenn man heute mit € 1,45 zum Billa wackelt und selbiges erwerben möchte, bekommt die Marianne vorn an der Kasse einen Lachkrampf.

Wie bin ich jetzt vom Golf zum Billa gekommen? Egal! Wir können uns jedenfalls drauf einigen: Golf ist ähnlich wie Segeln, Polo oder Jagen. Das kann man sich halt nur leisten, wenn man sich dieses teure Equipment (Golfschläger, Boot, Pferd bzw. Gewehr) kaufen kann. Ob man jetzt der Onassis ist oder nicht.

Dummerweise glaube ich von mir selber nicht, dass ich „reich“ bin. Ich arbeite fleissig und vor allem im Winter viel, ich nehme mir meine Auszeiten in Form von Urlaub und Freizeit, ich muss zum Glück nicht jeden Cent 2mal wenden, bevor ich ihn ausgebe und ich kaufe mir hochwertiges Essen und muss nicht das vakuumverpackte Glumpert vom Penny-Markt checken. Aber „reich“ : nein „reich“ bin ich sicher nicht.

Dennoch leiste ich mir Golf als Hobby: Ich zahle ca. € 1.200 für meine Jahresmitgliedschaft im Golfpark Böhmerwald und spiele dafür ca. 40mal im Jahr auf diesem Platz: Laut Adam Riesling kostet mich eine Runde damit € 30. Dazu spiele ich ungefähr 20mal auf anderen Plätzen in Österreich, Deutschland, Tschechien und Südtirol. Wobei man hier mit einer durchschnittlichen Gebühr von ca. € 50 rechnen kann. Macht also nochmal € 1.000 per anno. Dann leiste ich mir seit letztem Jahr eine Golf-Woche im Ausland. ca. € 1.500. An Equipment rechne ich für Schläger, Range-Bälle, Golfschuhe, Spikes und Handschuhe pro Jahr ca. € 350. Diverse Turnierteilnahmegebühren nochmal € 150 pro Jahr. Summa-Summarum komme ich damit auf insgesamt: € 4.200! Macht € 11,50 pro Tag die ich in diesem Sport investiere! € 4.200 sind für viele Menschen auf diesem Planeten richtig viel Geld – für die oben erwähnten Herren Bill Gates und Warren Buffet sind € 4.200 ein leiser Kaninchenpfurz.

Ich muss und möchte mich hier nicht für mein liebstes Hobby und den Preis den ich dafür zahle rechtfertigen. Ich denke auch, dass es genug andere Hobbys gibt, die mehr kosten, als das was ich hier mache. Ich verzichte auf eine Yacht, ich verzichte auf das Polo-Pferd und ich verzichte zu 100% auf ein Gewehr und Patronen!

Ich sehe beim Golf ein wenig mehr als das Geld, dass ich dafür zahle. Golf hat viel an mir selbst verändert:

  • die Art wie ich mit schwierigen Situationen umgehe,
  • wie ich lächeln kann, auch wenn mal ein Fehler passiert,
  • wie ich Dinge und Fehler schneller vergesse und ich mich auf neue Aufgaben konzentriere
  • der Umgang mit Menschen
  • meine Konzentration und die Fokussierung auf bestimmte Dinge
  • uvm.

Bei einer Runde Golf erfährt man viel über sich selbst. Golf ist ein sehr guter Lehrmeister und holt einen immer wieder zurück auf den Boden der Realität. All diese Dinge die ich selbst in den letzten Jahren durch das Golfspiel erfahren durfte, sind mehr wert als € 4.200 im Jahr. Für mich bedeutet Golf eben mehr als nur das Schlagen nach dem Ball. Und wenn alle Nichtgolfer ob des nun folgenden Satzes vermutlich jetzt den Kopf schütteln: Golf ist eine Selbsterfahrung! Und täglich mehr über mich zu erfahren, ist mir jeden € wert!

SCHÖNES SPIEL 🙂