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Nachdem ich viele Jahre meines Lebens in Wiener und Münchner Stadtwohnungen gelebt habe, durfte ich vor einigen Jahren wieder aufs Land zurückkehren. Inzwischen lebe ich Mit meiner Karin ohne auch nur einen einzigen Nachbarn mitten im Böhmerwald. Ich bin dadurch zwar kein Natur-Experte, fühle mich in dieser ausgesprochen ländlichen Umgebung aber dennoch wohl. Damit hätten wir die Einleitung fürs heutige Thema geschafft: es geht um die Natur!

Als Golfer befindet man sich, ob der Exponiertheit der Spielfläche, gefühlt zu 99% in selbiger (der Natur). Einzige Ausnahme sind die winterlichen Indoor-Golfplätze und Golf-Computer-Spiele, wo dem gemeinen Golfer die Natur nur virtuell vorgegaukelt wird.
Warum „gefühlt“, wird sich der aufmerksame Leser jetzt natürlich fragen? Sind denn diese strahlend grünen Grüns und bestens gepflegten Fairways denn keine Natur? Sind denn diese lieblichen biotopischen Wasserhindernisse kein echter Teich? Und sind die Sandbunker nicht von schnuckeligen, vollbiologischen Regenwürmern und Maulwürfen aufgeworfen worden?

Viele Golfer glauben wirklich, dass das was da zwischen Abschlag 1 und Loch 18 in die Landschaft gebaggert wurde, natürlichen Ursprungs wäre und er/sie erfreut sich der neophytischen Bäume, Pilze und Sträucher, wenn man nach seinen/ihren verschossenen Bällen im pseudo-endemischen Unterholz sucht.

In Wirklichkeit sind Golfplätze zum größten Teil leider Chemiebaukästen! Die Greenkeeper (die golf-stylische Bezeichnung für „Platzwaschl“) sind Experten für Rasen-Dünger, Gras-Hormone und Gen-Manipulation. Da wird fast nix dem Zufall überlassen und die Natur soll sich gefälligst anderswo ausbreiten.
Die Steine, die die Wasserhindernisse begrenzen, wurden mit schwerem Gerät auf den Golfplatz gekarrt. Es wurden Bäume ausgewurzelt, damit man ja eine schöne gerade Spielbahn hinbekommt. Walzen und Greder haben das ganze dann auch noch flach gemacht. Flach, gerade, supergrün und immer passend gemäht: genauso stellt sich der Golfer die Natur vor und denkt von sich selbst, so gebildet zu sein, dass ein Abschluss als Magister der Biologie eigentlich nur noch Formsache sein müsse!

Dummerweise gibt es dann aber noch den eigenen Garten! Dort hat sich diese Natur auch breit gemacht. Unkontrolliertes Wachstum des Rasens – dazu Schnecken, Würmer, Maulwürfe und Wühlmäuse. Im Herbst fallen gelbe Blätter von den Bäumen auf den Rasen und schrumpeliges Obst von den selbigen. Alte verdorrte Äste fallen auf den Boden, wenn der Wind weht und die Schnittkante zum Nachbarn ist auch nicht so zackig wie die zwischen Fairway und Semi-Rough.

Und wir Golfer fragen uns: warum geht das am Golfplatz so easy cheesy und daheim im Garten schauts aus wie bei den Flodders? Die Lösung wäre jetzt ganz einfach – und jeder Golfer (die Wohnungsbebewohner mal ausgenommen) der diese Zeilen liest, muss zugeben, sich folgenden Gedanken schonmal gemacht zu haben: Ich könnte mir doch daheim einen kleinen Golfplatz zum Üben bauen!
– Ein kleines Putting-Grün zum Putten und Chippen!
– Wenn der Garten größer ist, könnte man sogar ein bissi Pitchen!
– Und wenn die Angetraute auf den Gemüsegarten verzichtet, würde sich sogar ein kleiner Bunker ausgehen („weil ich gerade beim Spiel aus dem Sand eh so ein Schwachoni bin“)

Sobald man aber diese fulminant-geniale Idee im Eigenheim verlautbart, bekommt das weibliche Gegenüber tollwütigen Schaum vor den Mund, weil ich diesen Schwachsinn (namens Golf) ja dann auch noch zu Hause zelebrieren würde. Das Argument, dass damit der Rasen immer Tipp-Topp wäre, wird nicht mal nicht ignoriert.

Auch habe ich versucht zu erklären, dass man durch so eine bauliche Glanztat das Wachstum der Natur rund ums Haus perfekt eindämmen könnte. Diese Natur – in Form von neuen Bäumen und Sträuchern – kommt nämlich jedes Jahr ein Stück näher ans Eigenheim heran: Vor allem deshalb, weil die Schafe, der Rasenroboter und ich als Naturkontroll-Projekt-Team scheinbar nicht sehr gut miteinander harmonieren. Ein Golfplatz wo ich dann als erfahrener Projektleiter selbst Hand anlege, wäre die einzige Chance hier als Mensch über die Natur zu siegen! Dennoch Golfplatzbauerlaubnis = Fehlanzeige!

Argumentativ habe ich sogar auf Dwight D. Eisenhower – seines Zeichens 34.Präsident der USA – verwiesen. Nach seiner Amtsübernahme Jahr 1953 ließ er sich im Garten des Weißen Hauses ein Putting-Grün mit Sandbunkern anlegen. Dieser Übungs-Golfplatz wurde dann auch von anderen US-Präsidenten genutzt, unter anderem Kennedy, Clinton und jetzt Obama. Jetzt wird’s vermutlich rund ums Weisse Haus vor der Golfplatz-Errichtung nicht ausgesehen haben wie bei bei mir daheim, aber dennoch, wird der Rasen durch den Mini-Golfplatz noch besser gepflegt worden sein als sonst.

Aber nein: kein Erbarmen, keine Einsicht, keine Rücksicht. Die Bauverhandlung wurde nicht mal einberufen. Und so wird mir wohl auch in Zukunft nix anderes übrig bleiben, als zum Golfplatz fahren zu MÜSSEN, dort spielen zu MÜSSEN und zu Hause nur davon träumen zu KÖNNEN!

SCHÖNES SPIEL 🙂