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Es liegt (denke ich) in der Natur des Menschen scheinbar für nichts verantwortlich zu sein. Das beginnt im Großen und endet im Kleinen. So gesehen ist es logisch, dass zum Beispiel die chinesische Regierung für deren Umweltvergehen nicht belangt wird, denn man tut das ja nur, damit die Wirtschaft weiter wachsen kann. Oder nehmen wir das Beispiel Griechenland; dort will keiner die Verantwortung für deren Schuldenschlamassel übernehmen, welches sich über Jahrzehnte durch Steuervergehen, Freunderlwirtschaft und Betrügereien aufgebaut hat. Auch im landeseigenen Griechenland – sprich Kärnten – hat man von den Subventionen durch FPÖ/BZÖ/FPK gut gelebt. Jetzt wo die Blau-Orangen Lichter jäh erloschen sind, fragt man sich: wie sollen wir denn in Zukunft all diese Kultur- und Sportveranstaltungen ohne Geld organisieren? Wir sind ja nicht Schuld!

Natürlich sind „wir“ Schuld! Wir haben diese Regierungen gewählt, wir haben es verabsäumt diese Politiker aus den Büros rauszujagen und durch Profis zu ersetzen. Wir haben es verabsäumt Steuern zu zahlen, Waffen zu verbieten oder auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren. Ich könnte die Liste ewig weiterführen, was nix bringt. Vor allem dann nicht, wenn die Probleme in den eigenen Dunstkreis kommen. Denn je näher ein Problem oder ein gemachter Fehler an uns heranrückt, umso eher sind wir NICHT schuld!

Man wird von der Polizei aufgehalten, weil zu schnell gefahren: nicht schuldig, weil man beim letzten Termin  aufgehalten wurde. Beim nächsten Termin kommt man zu spät: nicht schuldig, weil einen ja unterwegs die Kapperlständer belästigt haben. Bei einer Besprechung ist man unkonzentriert: nicht schuldig, denn das Meeting war einfach schlecht organisiert. Ich könnte auch diese Liste ewig weiterführen, möchte aber jetzt doch endlich zum Wesentlichen kommen: Die Schuldfrage im Golf!

Denn hier sind „wir“ natürlich auch NICHT schuld. Der Ball biegt nach dem Abschlag unkontrolliert nach rechts ab: dann war der Wind schuld! Während man einen Ball nur 10 Meter schlägt, fliegt ein Teil des Rasens auf dem der Ball lag auch nochmal 5 Meter: wir nicht schuld, weil ja der Ball so schlecht gelegen. 3 Versuche den Ball endlich aus dem Bunker zu bekommen: nicht schuld, weil einfach der Bunkersand vom vielen Regen zu nass. Weitere gern gehörte Ausreden wären: 

  • Schlecht gemähter Rasen
  • Schräglage beim Stand
  • Sonneneinstrahlung
  • Die langsame Spielgruppe vor mir (die mich aus dem Rythmus bringt)
  • Die schnelle Spielgruppe hinter mir (die so einen Druck ausübt)
  • Längere (urlaubs- oder berufsbedingte) Spielpause
  • Stress in der Arbeit (Familie, Haus&Hof, mit dem Haustier oä.)
  • Zu viel Sand am Grün
  • usw.

Auch diese Liste könnte ich ewig verlängern. Es ändert nichts an der Tatsache, dass im Endeffekt immer wir selber Schuld sind. Wir müssen es uns nur bewusst werden. So geschehen am 2.Mai. Ich spiele eine Runde mit Lisa und Stefan – 2 sehr netten jungen Mitgliedern in meinem Heimatclub. Auf Grün Nummer 8 puttet Lisa den Ball und er bleibt vielleicht 20 cm zu kurz. Noch während der Ball rollt, ruft sie dem Ball nach: „geh weida – blöder Ball“. So als ob nicht sie einfach schlecht geputtet hätte. Nein sogar in dieser völlig eindeutigen Ausgangslage, wird die Schuldfrage an den Ball outgesourcet. Ich hab schmunzeln müssen und ihr gesagt, was ich gerade gedacht habe. Sie hat auch geschmunzelt und geantwortet: „stimmt, der Ball kann am wenigsten dafür … ich hab einfach schlecht geputtet.“

Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung, egal ob Politiker, Steuerhinterzieher, Faulpelz, Temposünder, Bankspekulant, Sitzenbleiber, Umweltvergifter oder Golfer.

SCHÖNES SPIEL 🙂