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Vor ein paar Wochen ist der langjährige deutsche Fußballprofi Phillip Lahm vom (von mir als äußerst unsympathisch empfundenen) FC Bayern zurückgetreten. Seither warte ich übrigens auf sein Coming Out, dass er eigentlich schwul ist. Mich nicht falsch zu verstehen, mir ist das relativ schezko ob wer schwul ist oder nicht. Mir fällt nur auf, dass sich kein aktiver Fußballer outet und beim Lahm bin ich mir ziemlich sicher, dass die Gerüchte wahr sind und er mit dem Jogi Löw ein Paar ist.

Laut Statistik müsste es eigentlich zur Zeit so um die 30 homosexuelle Spieler in der deutschen Bundesliga geben – in Österreich so um die 10. Aber weder in Deutschland noch bei uns gab und gibt es derzeit einen aktiven und offen bekennenden schwulen Kicker. Nicht viel anders sieht es in den vier europäischen Top-Ligen (England, Spanien, Italien und Frankreich) aus. Gibt es also gar keine schwulen Fußballer? Oder trauen sich die männlichen Fußballer ihr Coming Out nicht – aus Angst vor Repressalien und Anfeindungen durch Mitspieler.

Im Januar 2014, ein Jahr nach seinem Karriereende, outete sich der deutsche Nationalspieler Thomas Hitzelsberger. Hätte er selbiges noch während seiner Zeit als Profi gemacht, hätte er sich vor Hass und Häme in den Stadien nicht blicken lassen können. Frei nach dem tiroler Motto: „echte Mander sein nicht worm!“ Also versteckt man sich und liebt sich heimlich.

Bei Golf gibt es da eine Parallele! Die hat aber nix mit Sexualität zu tun, denn es gibt jede Menge schwule Golfer und diese müssen sich auch nicht verstecken. Es geht eher um das Problem mit dem Coming Out. Konkret geht es um Politiker, die als Leidenschaft Golf haben. Nur ganz wenige Politiker in Österreich outen sich in ihrer aktiven Zeit als Golfer! Im Gegensatz zu den US-Amerikanern wo Trump und viele seiner Vorgänger wie Obama oder die Bushes auch während der Amtszeit als Zeitausgleich gegolft haben, scheint es als ob in unseren Breitengraden Golf so sehr verpönt ist, dass man als Politiker nur „heimlich“ Golfen darf.

Ein inzwischen bekanntes Beispiel ist Eva Glawschnig – bis vor wenigen Tagen Chefin der österreichischen Grünen. Sie spielt seit vielen Jahren Golf – belegt durch ein Handicap von 11,5 im GC Diamond in Atzenbrugg in der Nähe von Tulln. Habt ihr vor ihrem Rücktritt bzw. bevor ich das hier geschrieben habe mitbekommen, dass Glawischnig golft – jetzt nach ihrem Rücktritt vermutlich noch mehr als vorher! In keiner öffentlichen mir bekannten Rede hat sie jemals dieses Hobby fallen lassen. In keiner Diskussion wurde sie aber auch damit konfrontiert. Jetzt gibt es für mich zwei Denkrichtungen: 1. Golfpolitiker genieren sich für deren Hobby oder 2. man möchte nicht haben, dass einem die Reporter noch bis auf den Platz folgen. Ich tippe leider auf ersteres, weil Politiker zu gerne die Mannen von der Presse um sich rum hat, als sich vor ihnen zu verstecken.

Der krude Gedanke muss also sein: im Sport der Reichen soll man sich dem Wahlvolk nicht zeigen, sonst denken die Nicht-Reichen Wähler, dass ich reich bin und wählen mich dann nicht.

Auch wenn Blödsinn, diesen elitären Nimbus wird Golf nicht und nicht los. Ein Politiker könnte sich das teuerste Mountainbike kaufen, keiner würde sich beschweren. Politiker können jagend durch die heimischen Wälder streifen, wo der Abschuss eines Hirsches mehr kostet als 3 Golfjahre inkl. einem neuen Schlägerset, jeder Menge neu gekaufter (weil verlorener) Bälle und einer einwöchigen Golfreise ins Ausland. Auch der Segel- und der Reitsport sind definitiv keine billigen Hobbys, dennoch wird sich ein Politiker leichter sagen getrauen, dass er am Wochenende yachtend zum See fährt oder hin und wieder sich auf ein Pferd setzt, als dass er bzw. sie 18 Bahnen spielt.

Ca. 5% der österreichischen Bevölkerung ist homosexuell, ca. 1% der Österreicher spielt Golf. Viele davon heimlich und manche sogar in Kombination. Ich bin für ein Coming Out – egal ob Politiker oder Normalsterblich! Wir leben in einer Gesellschaft wo jeder seine Vorlieben soll ausleben dürfen, solange niemand dadurch geschädigt wird. Golf und Schwulsein schädigt definitiv niemanden! Alles sind ganz normale Menschen und manche haben sogar ein

SCHÖNES SPIEL 🙂

P.S.: Philipp Lahm hat übrigens bei seinem letzten Auftritt in München ein Golfbag im FC Bayern-Design geschenkt bekommen!